Nach dem letzten Blogbeitrag wurde ich mehrmals gefragt, warum es denn aktuell so schwierig ist, Schulpferde/-ponys zu kaufen. Ich denke, dass ist eine Problematik die momentan viele haben, die einfach ein braves Freizeitpferd für sich oder den Betrieb suchen. Deshalb möchte ich da einmal drauf eingehen.
Grundsätzlich höre ich immer, wenn ich mich nach Verkaufspferden erkundige: „Als Schulpferd? Da möchtest du dann nicht so viel für ausgeben, ne?“ Grundsätzlich freue ich mich natürlich, wenn ich nicht so viel Geld ausgeben muss. Wer tut das nicht? Aber jedes Schulpferd und –pony hat bei uns mehr Geld verdient als meine Nane oder Ida. Die haben nämlich gar nichts verdient (an Geld. Natürlich werden sie von mir unheimlich geliebt und sind für mich natürlich unglaublich wertvollJ). So sollte das doch auch legitim sein, dass für ein Schulpferd mindestens so viel Geld verlangt wird wie für ein Pferd, dass in den Privatbesitz geht oder?
Wenn man sich überlegt, was ein Schulpferd alles können muss, damit es im Reitunterricht mitgehen kann, dann merkt man schnell, dass das Pferd dafür eine gute Grundausbildung gehabt haben muss. Denn das Pferd muss in der Abteilung und beim durcheinander reiten brav mit und ohne Sattel gehen, über kleine Sprüngen gehen, auf Ausritte (in unserem Fall: durch den „Dschungel“, über Wälle, über Plateau und Baumstämme, durchs Wasser, in der Abteilung und beim durcheinander reiten,….), außerdem friedlich mit den anderen Pferden und zur Musik Quadrille reiten und brav bei den Ponyspielen bleiben. Außerdem ruhig und artig beim Holen, Anbinden, Putzen und Satteln und Trensen sein. Und auch mal kleine Fehler verzeihen. Wie so eine eierlegende Wollmilchsau eben.
Um bei den ganzen Anforderungen brav zu bleiben, brauchen die Pferde und Ponys auch ein gewisses Selbstbewusstsein und Vertrauen, dass sich nur über eine gewisse Zeit solider Arbeit und fairen, liebevollen Umgang erreichen lässt. Deshalb würde ich sagen, dass ein Schulpferd im besten Fall 6, 7 Jahre alt sein muss, wenn man es direkt voll in den „Job“ einsetzen möchte.
Jetzt möchte ich keine großartigen Rechnungen vorführen, aber die Kosten für Zucht und Aufzucht eines Pferdes sind ja nicht geheim. Da kann sich jeder genauer informieren. Was ich jetzt aber eben schnell gegoogelt habe sind 5000 € Kosten für ein Fohlen/ Absetzer ohne Lohn für die eigene Arbeitszeit. Wenn ich mir jetzt noch überlege, dass dieses Fohlen ja aufgezogen werden muss, bis es 3 Jahre alt ist und dann 3- 4 Jahre geritten werden muss, bis es gut einsetzbar ist, dann schießen die Kosten natürlich in die Höhe. Überlegt nur mal, was ein Monat Beritt denn so kostet.
Der Knackpunkt ist: Bis ein Pferd für den Schulbetrieb einsetzbar ist, muss es gut ausgebildet werden. Es muss keine S- Dressur laufen, aber trotzdem muss die Ausbildung qualitativ gut und vielseitig sein. Und sie dauert lange. Egal ob Ponys oder Warmblut, sie müssten natürlich alle ihren Preis dafür bekommen. Und der wäre ganz schön hoch. Deshalb wird mehr Richtung Sport gezüchtet und die Betriebe sind eher darauf ausgelegt die Pferde als Fohlen oder junge Reitpferde an Profis oder ambitionierte Freizeitreiter zu verkaufen. So haben die Züchter möglichst geringe Kosten, bis das Pferd verkauft wird. Denn wer versichert dir, dass du nach 6 Jahren Arbeit auch wirklich das Geld bekommst, was du da rein gesteckt hast?
Und einige züchten ihre Reitschulponys und –pferde selbst. Aber die Kosten für Zucht und Ausbildung sind immer noch dieselben. Nur dass viele ihren eigenen Lohn nicht berechnen. Nun ist das natürlich alles eine Frage des Preises, die Züchter müssen das Geld für mindestens die Kostendeckung erhalten und die Reitschulen müssen das bezahlen. Das heißt die Reitschüler müssen das bezahlen. Und wer sich jetzt mal Gedanken machen möchte, wie so die Kosten für die Pferdehaltung (inklusiver der Rentnerpferde), Lohnkosten, Instandhaltung eines Stalles, etc. sind, der kann dann ja gerne mal überschlagen, was so die Reitstunden kosten müssten um solche Pferde zu bezahlen. Und da wird es sicher schon mal zur Schnappatmung führen, wenn das Kind gerne jede Woche zum Reiten möchte.
Ich denke, die Hobbyzucht, die es früher vor allem in ländlichen Bereichen viel gegeben hat, die gibt es nicht mehr so viel. Zum einen ist es teurer geworden, den Leuten fehlt vielleicht etwas mehr die Zeit und die Nachbarskinder sitzen auch nicht mehr täglich auf dem Pferd und können bei dem Reiten der Pferde helfen. Und ich glaube da fehlen uns die braven Schulpferde und Ponys, die manchmal vielleicht nicht ganz einem Haflinger, deutschem Reitpony oder Norweger zuzuordnen sind, aber die Ponys sind doch meistens die Besten, oder?